Archive for Januar, 2009


One Way Ticket…(4)

Nur wenige Fluggäste befanden sich noch im Flugzeug als B. schliesslich seine Sitzreihe verlassen konnte und dabei mit einem jüngeren Mann zusammenstiess, der aus einer der hinteren Reihen gekommen war.  Als sich ihre Blicke für Sekunden trafen empfand B. ein beunruhigendes Gefühl… B. kannte diesen Moment…Immer dann wenn er zum ersten Mal Menschen getroffen hatte, die für sein späteres Leben von Bedeutung waren,  entstand für einen Moment dieses Gefühl aus Beunruhigung und Neugierde das für ihn unerklärlich blieb…“ Sorry „, murmelten beide fast gleichzeitig und verloren sich 5 Minuten später aus den Augen…Ausserhalb des Terminal fand B. sofort den Shuttlebus. Der Bus hielt an der Placa de Espanya und der Placa de Catalunya. Nach kurzer Überlegung entschied er sich für die Placa de Catalunya direkt an der Rambla.  Das widersprach zwar seinem ursprünglichen Vorsatz sich nicht mehr zu sehr auf diese lebensfrohe Stadt und das Leben im Allgemeinen einzulassen, doch verflucht ! : Beim ersten Anblick der Gran Via de los Corts Catalanes ging ihm das Herz auf…Nachdem er den Bus verlassen hatte überquerte er den Placa de Catalunya in Richtung Rambla. Je näher er kam, desto schneller schlug sein Puls. Jetzt hatte er gegenüber dem “ Schweizer Café “ die RENFE und Metro Station durchquert, ging die breite Treppe empor und stand auf der Rambla ! Er atmete tief durch. Jeder Laut, jeder Geruch erschien ihm vertraut und zog ihn für den Augenblick unweigerlich zurück ins Leben…Er ertappte sich tatsächlich dabei sein Vorhaben für den Augenblick zu vergessen, sich ganz den Eindrücken hinzugeben und mit dem Strom der müssigen Fussgänger treiben zu lassen…vorbei an den Zeitungsständen, der Markthalle und an der Carrer Nou de la Rambla wo sich der Palau Güell befand. Schliesslich gelangte er zum Hotel Oriental,  wo er in glücklicheren Tagen mit seiner Frau eine schöne Zeit verbracht hatte… Er blieb stehen und  lies langsam seinen Blick über die würdige, doch in die Jahre gekommene Fassade gleiten. Um ihn herum schien alles zu versinken…Er verlor jegliches Zeitgefühl und landete erst wieder in der Realität als er ein Kribbeln wie von tausend Ameisen in seinen Füssen bermerkte. Mindestens eine halbe Stunde musste er so inmitten des Fussgängerstroms regungslos gestanden haben. Tränen liefen über sein Gesicht…

Fortsetzung folgt…

Globalautist

One Way Ticket…(3)

Nur 4 Reihen hinter B. saß Hamid unruhig auf seinem Platz…Gerade hatte er versucht etwas zu lesen, doch seine innere Anspannung machte es ihm unmöglich sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Man hatte ihm gesagt, dass sich so etwas wie Nervösität mit dem Herannahen des Zeitpunkts X wie von selbst einstellen würde…Nur woher wussten sie das ? Es war niemand zurückgekehrt um seine Erfahrungen mitzuteilen…“ Stell endlich den Kopf ab „, hörte er sich selber leise sagen, löste die Sicherheitsgurte und stand unter den genervten Blicken seiner Sitznachbarn auf, um sich bestimmt zum achten Mal die Füsse  zu vertreten. Er wurde jedoch sofort von einer Stewardess angesprochen, die ihn freundlich aber bestimmt darauf hinwies, dass sich die Maschine im Anflug auf Barcelona befände und er sich doch bitte wieder sofort hinzusetzen und anzuschnallen habe…“ Passengers are requested to fasten seatbelts und to put their seats into an upright position…“ Widerwillig setzte er sich wieder auf seinen Platz und schnallte sich an…“ Nur nicht auffallen bis es soweit ist…wenn du blasierte, ungläubige Hure wüsstest…“ Er wischte sich den Schweiss von der Stirn…Die Räder quietschten kurz als die Maschine aufsetzte. Da es ein Linienflug voll mit Geschäftsleuten und sonstigen Vielfliegern war wurde bei der Landung Allah sei Dank nicht geklatscht. Hamid hatte diese Unsitte schon mal bei Touristenfliegern miterlebt und es äußerst albern gefunden.  Es war der verdammte Job des Piloten die Leute heil runterzubringen…!  Nach ihm ewig erscheinenden weiteren 10 Minuten dockte der Airbus endlich an.  Es setzte der übliche Run auf die oberen Gepäckfächer ein…jeder wollte schnell das Flugzeug verlassen so wie man eilig den Ort einer pesönlichen Blamage verlässt…Die sinnlose Geschäftigkeit der Leute widerte ihn an. Stehend auf den Vordersitz gestützt schaute er mit leerem Blick in die hektische Menge…und das Erste Mal überkam ihn so etwas wie Ruhe…Sie hatten wohl doch Recht…Es würde alles wie geplant ablaufen…

Fortsetzung folgt…

Globalautist

….“ Duty Free „, hörte er irgendwo wie aus weiter Ferne. Langsam öffnete er die Augen und brauchte einen Moment um sich in der Wirklichkeit zu orientieren. Er hatte eine ganze Weile tief geschlafen und das Abendcatering verpasst. Auf dem Display konnte er sehen, dass die Restflugzeit nur noch ca.30 Minuten betrug. Da ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, verbreiteten die Stewardessen während ihrer Duty Free Aktion schon leichte Nervösität. Mit Erleichterung registrierte er, dass der Platz neben ihm frei war…Keine Fragen und kein lästiger Small Talk…Es kam ihm fast so vor als hätte seine Umwelt mittels irgendwelcher Sensoren längst registriert, dass er sich auf seiner letzten Reise befand. “ Dead Man Walking „, dachte er unweigerlich. Er erinnerte sich an den Film mit Johnny Depp und an die Musik von Neil Young. Seit seine Entscheidung vor einigen Tagen gefallen war, gingen häufig Bilder und Szenen aus der Vergangenheit durch seinen Kopf. Oft waren es Bilder, die er längst vergessen hatte und deren Bedeutung ihm oft selbst jetzt nicht klar wurde…“ Zeit hattest du ja genug „, sagte er zu sich selbst und sah durch das Seitenfenster in der Ferne die Lichter von Barcelona auftauchen.  Barcelona !!… Seitdem er Anfang der Siebziger Jahre mit 15 Jahren, noch zu Zeiten des Franco Regimes,  das erste Mal in der Katalanischen Metropole war, faszinierte ihn diese Stadt.  Eine Stadt, deren Bevölkerung unter dem Regime Franco’s besonderes Leid ertragen musste. Es war die Rache Franco’s für die eindeutige Parteinahme der Stadt und Region gegen die Faschisten auf Seiten der Spanischen Republik während des Bürgerkriegs von 1936-1939. Eine Zeit in der die Stadt zeitweise praktisch von der CNT, dem anarchistischen Gewerkschaftsbund, regiert wurde. Nachdem er das Buch “ Der Kurze Sommer der Anarchie“ damals gelesen hatte,  schlug sein jugendliches Herz für die Linke und er verklärte Orte, Menschen und Ereignisse die auch nur im Entferntesten mit der Historie zu tun hatten…Mit etwas Wehmut dachte er an die Zeit in der er noch an etwas glauben konnte…

Fortsetzung folgt..

Globalautist