Archive for Februar, 2009


Hamid war jetzt Mitte Zwanzig und saß nun auf einer Plastikbank der Metrostation, unter seiner Jacke einen Gürtel mit Plastiksprengstoff. Er hatte keine Minute schlafen können und als Nasr ihm vor knapp einer Stunde feierlich den Gürtel überreichte spürte er seinen Puls bis in den Kopf. In der Nacht lief sein Leben langsam vor ihm ab und man sagte, dass sich das Ganze im Moment des Todes wie im Zeitraffer wiederholen würde. Das Leben war ein ewiger Kreislauf…Er musste an seinen Vater denken dessen Gesicht er nur von Bildern kannte…Auch er war Mitte Zwanzig als er nach Erzählungen seiner Mutter 1982 mit 2000 Pasdaran, den iranischen Revolutionsgarden nach Baalbek in den Libanon gekommen war, um die iranische Revolution dorthin zu exportieren. Als die Israelis dann in den Südlibanon einmarschierten griffen die Pasdaran zugunsten der schiitischen Milizen in den Bürgerkrieg ein…Bei einem nächtlichen Angriff auf einen israelischen Wachposten ist er dann ums Leben gekommen… Sein Vater war für ihn ein Held, der ihn auf den Bildern immerzu anlächelte…eine ganze Kindheit und Jugend lang…Schmerz und Trauer waren für seine Mutter und ihn zu ständigen Begleitern geworden und sehr schnell war die Kindheit aus seinen Gesichtszügen gewichen…Selten konnte er mit den Kindern aus der Nachbarschaft unbeschwert auf der Strasse spielen…Stattdessen gab es nur den ewigen Kreislauf von Gewalt, Zerstörung, Verlust…Die Hisbollah, die für Islamisten im Südlibanon natürlich mit einem politischen Ziel ein soziales Netz gespannte hatte, versorgte seine Familie während vieler Jahre mit dem Nötigsten, sorgte dafür, dass er zur Schule ging, dass er und Mutter finanziell unterstützt wurden…Mit einer Mischung aus Schmerz, Zustimmung und Besorgnis sah die Mutter wie die Worte des geistlichen Oberhauptes der Hisbollah, Großayatollah Muhammad Hussein Fadlalla langsam für Hamid zum Gesetz wurden und nach und nach sein Leben bestimmten. Die Hisbollah bildete ihn in jungen Jahren militärisch aus und als er 17 war hatte er schon an Einsätzen gegen die Israelis im Grenzgebiet des Südlibanon teilgenommen. Dann kam Nine-Eleven…Mit unverhohlener Begeisterung hatte er im TV die Bilder des einstürzenden World Trade Centres gesehen. Zwar waren für Muhammad Hussein Fadlalla die Leute der sunnitisch geprägten Al-Kaida keine Märtyrer sondern bl0ße Selbstmörder, aber die Bilder hatten ihn tief beendruckt…und nun saß er hier und die ersten Menschenmassen schoben sich vor seinen Augen in die Züge der Metro…Im Augenblick fühlte er sich elend und die grossen pathetischen Emotionen die seine früheren Vorstellungen solcher Aktionen immer begleitet hatten, lagen ihm so fern wie nur irgendetwas…Er ertappte sich dabei, wie er immer wieder nervös auf den Gürtel drückte…Eigenartig, die weich-elastische Sprenggelatinemischung erinnerte ihn ausgerechnet in diesem Moment an so etwas Schlichtes wie Kaugummi, das er liebte…

Fortsetzung folgt…

Globalautist

Leev Lück ! Wat he kütt määt misch janz quabbelich ! Liebe “ Freunde “ des kölnischen Frohsinns, der ach so lockeren rheinischen Lebensart, der x-ten Rechtschreibreform, der militanten Kleinschreibung und dilettantischen Anwendung von Anglismen in jeder Lebenslage: Verstanden ?… Nicht ?… Nun das bestätigt die Feststellung der GBS, Gesellschaft für bedrohte Sprachen e.V.,  laut der in den nächsten Jahrzehnten etwa ein Drittel der ca. 6500 zur Zeit gesprochenen Sprachen und Dialekte  aussterben werden…Die kölsche Mundart gehört leider dazu …Das heisst: Auch die teilweise ganzjährliche regionale Beschallung durch eitrige kölsche “ Mundartkapellen „,  die durch die Reihe alle gleich klingen und die “ Texte “ untereinander auszutauschen scheinen ( ewiges Heimatgesülze…dat kölsche Hätz etc….) , trägt eben nicht zur Erhaltung der kölschen “ Sproch “ bei.  Das Alles ist verlorene “ Liebesmüh‘ “ wenn man mental auf dem Planeten Ballermann wohnt ! Aber es sei ihnen verziehen:  Die Jungs sind halt alt, haben nix Anständiges gelernt und brauchen das Geld…Schwamm drüber… Allein die Tatsache, dass insbesondere während der  “ 5. jecken Jahreszeit „ Horden von komalkoholisierten Pappnasen , davon mindestens die Hälfte des regionalen Dialektes nicht ansatzweise mächtige und nun sagen wir mal der kölschen Lebenseinstellung völlig fremde und bummsfixierte Karnevalstouristen im Suff versuchen so etwas wie Kölsch zu sprechen bzw. zu lallen, trägt ebenfalls nicht zur Erhaltung einer ( noch ) lebendigen Sprache bei. Dazu müsste sie im Alltag gesprochen werden und es scheint der Mehrheit der Menschen, die es angehen könnte,  auch nichts mehr zu bedeuten.  Das Hauptaugenmerk liegt eben woanders. Es geht wie immer ums Geld. Karneval und Kölschgedudel für Immis sind eben nicht von der Hand zu weisende Wirtschaftsfaktoren…Nochmal zur Erinnerung in dieser, unserer Zeit der nichtssagenden Informationsflut und tausend technischen Kommunikationsformen mit denen man sich in in 9 von 10 Fällen auch nichts zu sagen hat: Sprache in Wort und Schrift ist für die differenzierte Ausprägung der menschlichen Kultur und des menschlichen Geistes, sowie als Mittel der Welterschließung und der Sozialkontakte unabdingbar…Wenn wir uns also vorstellen wollen wie Verständigung in Zukunft aufgrund der Entwicklung in den letzten Dekaden aussehen wird, sollten wir die herrlich animierten Steinzeitdokumentationen im TV anschauen, wo pelzige, erst seit kurzen aufrecht gehende Zweibeiner sich unter dem Ausstoß unartikulierter Laute nach erfolgreich beendeter Jagd auf die behaarte Brust klopfen und rufen : “ Isch bin ene Roiiiiiiber „…uuups verzappt ! Verfluchter Karneval !…Entschuldigen Sie vielmals…Wo war ich stehengeblieben ? Also…Der durch verkümmerte Kommunikationsformen bis auf die Urtriebe reduzierte Homo Sapiens ( …alles was ich brauch‘ ist 0 und 1…ein Leben ohne ist doch keins…TUSCH !! )  wird sich mit hochtechnisierter “ Hardware “ im Kampf um solch „ordinäre “ Dinge wie Wasser, Nahrung und Energie gegenseitig die Schädel einschlagen, dass World of Warcraft zu einem schlappen “ Second Life “ Abklatsch der Realität verkommt … Evolution rückwärts…Liebe SMS Langusten… äääh Linguisten !  Heisst das dann Revolution ??…Die Amphibien werden zurück ins Meer gehen und irgendwann fängt alles von Vorne an. “ Die Karawane zieht weiter, dä Sultan hät Doosch „ TÄTÄÄ, TÄTÄÄ

Globalautist

Musik 2009 ?…!(2)

…Und der Wurm krümmte sich von nun an anders !…1972/1973 gab es für mich nur ein Thema: Musik… Da trat Lothar, ein damals sehr unternehmungslustiger Freund auf den Plan… Sein Ziel: Das erste Rockkonzert in der Biesfelder Geschichte (ha,ha,ha) , übrigens Heimat von Stockhausen (+),  im Bergischen Land  zu organisieren !!! Irgendwie schaffte er mit Hilfe des bei den Dorfhonoratioren bekannten Vaters, dass das Schützenzelt des Biesfelder Schützenvereins ( Motto: “ Glaube, Sitte, Heimat “ ) ein Tag länger nach dem Schützenfest auf dem Kirmesplatz stehenblieb. Damit hatte er zumindest schon mal einen Veranstaltungsort. Nach einigen Telefonaten kam es  nun tatsächlich zur  mündlichen  Zusage der Gruppe “ GROBSCHNITT “ , Sparte “ Krautrock „. Grobschnitt waren in dieser Zeit ein angesagter Live Act, die zu ihrer abgefahrenen Space-Musik noch eine wilde Show ablieferten !! Fehlte nur noch das Geld für die Gage ! Freaks oder nicht Freaks…, die Jungs verlangten Sicherheiten ! Wieder sprang der Vater ein und lieh dem Sohn die für mich damals unvorstellbare Summe von mehreren tausend DM ! Endlich war es soweit. Der Termin stand und der Vertrag war unterschrieben.  Innerhalb weniger Tage hingen die Plakate in einem Umkreis von 50 Kilometern ! Das war wie Weihnachten ! Die Vorfreude bei mir war so groß, dass ich kaum noch schlafen konnte… Dann der grosse Tag! Das Zelt war voll, Lothar bekam seine Kohle wieder rein und GROBSCHNITT standen wirklich auf der Bühne ! Die von Ummengen Trockeneis und Lightshowgewittern begleitete, erdentrückte Musik holte mich von diesem Planeten und brachten  mich in eine Euphorie die sich nach Tagen erst wieder ein wenig legte. WOW…Textstellen und Stücke wie “ Solar Music „, „ Sahara „, Namen wie “ Eroc“ der Drummer, “ Lupo“ Gitarre/Gesang,  die rauchige Stimme des Sängers und Gitarristen  “ Willi Wildschwein „ und “ Baer „, der damalige Bassist haben sich für immer in meinem Gedächtnis verankert. Noch jetzt beim Schreiben dieser Zeilen ist “ Das Gefühl “ wieder da und ich bekomme eine Gänsehaut ! Und zu allem Übel werde ich jetzt auch noch sentimental !! Also… auch wenn es von den betreffenden Personen wohl nie einer lesen wird…Lieber Lothar ! (…hoffe dir geht’s gut…“ shine on you crazy diamond „…),  Hallo  Grobschnitt !…Ich bin Euch für diese Momente ewig dankbar !!!

PS.:  GROBSCHNITT gibt es wieder ! http://www.grobschnitt-band.de

Fortsetzung folgt…

Keep on rockin‘

Globalautist